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Mundart - das Riddener Platt

In Rieden wird Dialekt gesprochen, „Platt“ wie wir auch sagen. Diese Mundart ist eine regionale Sprachvarietät, die lokale Ausprägungen hat. So unterscheiden sich diverse Wörter in ihrer Aussprache schon von Ort zu Ort. Wer dabei als Auswärtiger das Riddener Platt, also den Riedener Dialekt, vielleicht gerade noch so versteht, der wird spätestens beim Mayener Platt, der Dialekt der Kreisstadt Mayen, an seine linguistischen Grenzen stoßen, obwohl die beiden Orte gerade mal 13 Kilometer trennen.

Aber zunächst mal ein kleiner geschichtlicher Exkurs.
Das Riddener Platt ist eine regionale Dialektvarietät des moselfränkischen Dialektes und zählt zu der Eifeler Mundart, dem Eifelisch. Regional begrenzt ist es auf die südliche Eifel und den nördlichen Hunsrück, von Trier bis zum Rhein. Während die Grenzen im Westen, Süden und Osten fließend sind, ist die Grenze im Norden ziemlich fixiert. Auf einer Linie des Nordteils des Eifelkreises Bitburg-Prüm über Kronenburg, Blankenheim, Nettersheim, Altenahr und Ahrweiler entlang des Vinxtbachs bis zu dessen Mündung in den Rhein bei Bad Breisig. Hier verlief die alte römische Grenze zwischen Germania superior und Germania inferior. In der Feudalzeit lag hier die Grenze zwischen Kurtrier und Kurköln und heute verläuft die Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hier entlang. Diese Linie teilt die Eifel in den moselfränkischen und den ripuarischen Dialektraum. Während die moselfränkische Mundart stark der luxemburger Sprache ähnelt, gehört der ripuarische Dialekt zum Kölschen. Bei dieser Differenzierung wird klar, warum sowohl Kölsche und wie auch Eifeler etwas brüskiert wirken, wenn ihre Sprache mit „Rheinisch“ betituliert wird.

Obwohl Dialekte in ganz Deutschland und in den angrenzenden deutschsprachigen Nachbarländern gesprochen wird, nennt ein Beitrag der Deutschen Welle aus dem Jahr 2009 den moselfränkischen Dialekt einen „Exoten“ unter den deutschen Dialekten. „Sie (die Sprache) klinge bunt, wild und ganz anders“, dabei „habe sie in ihrer volltönenden Breite etwas ungemein treuherziges und gemütliches“.

Der Dialektsprechenden Person eigentümlich ist, wie scheinbar mühelos sie quasi von einem Moment zum anderen, von einem Satz übergangslos zum anderen vom Platt ins Hochdeutsche wechseln kann und umgekehrt, und in einer Unterhaltung mit mehreren Personen mit unterschiedlich starker Dialektausprägung, dies zu unterscheiden weiß und mit einer Person Dialekt und mit der anderen Hochdeutsch spricht, über das ein und das selbe Thema.

Oft wird Moselfränkisch von anderen Deutschsprechenden außerhalb der moselfränkischen Sprachgruppe nur schwer oder überhaupt nicht verstanden. Nie wird der Autor vergessen, wie ein in den Ruhestand zu verabschiedender Mitarbeiter nach Aufforderung seines Chefs noch einige Worte an die Belegschaft richtete und dabei im tiefsten Mayener Platt in derbster Weise über seinen Chef herzog, wobei dieser direkt neben ihm stand und freundlich lächelte, weil er offensichtlich aufgrund seiner norddeutschen Herkunft kein Wort verstand. Ob er im tiefsten Inneren anhand der Reaktionen der Belegschaft ahnte, was da vor sich ging, oder nicht, wird sein Geheimnis bleiben.

Leider nimmt die Zahl der Mundartsprechenden etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts mit jeder Generation stark ab.

Für unsere Neubürger und Gäste soll diese Exkursion kein Grund zur Sorge sein. Wenn Sie etwas nicht verstehen, fragen Sie. Und vergessen Sie nicht: Vom Dialekt her ist jeder Nicht-Muttersprachler im Dialekttechnischen Ausland. So können wir auch sicherlich etwas von Ihnen lernen.

Eine kleine Kostprobe gefällig?  Heavens a Beer - Eine Band singt in Eifeler Mundart

 

 

 

Mundart soll leben: Riddener Platt für die nächste Generation

Zwölf Kinder sind in das Gartenhäuschen von Monika Hackenbruch gekommen, um sich mit dem Riddene Platt zu beschäftigen. Foto: Raphael MarkertZwölf Kinder sind in das Gartenhäuschen von Monika Hackenbruch gekommen, um sich mit dem Riddene Platt zu beschäftigen. Foto: Raphael MarkertRieden. Draußen ist es kalt, es regnet in Strömen, doch im Gartenhäuschen von Monika Hackenbruch bullert der Holzofen. Stimmgewirr erfüllt das "Jaartehäusche", wie die 68-Jährige es nennt. Um sie herum sitzen zwölf Kinder, reden, lachen. "Seid nicht so laut, und wenn ihr schwätzt, dann sollt ihr Riddene Platt schwätze", verschafft sich Hackenbruch Gehör. In einem wöchentlichen Kurs möchte sie der Riedener Jugend von nun an den lokalen Dialekt näherbringen - denn der ist längst vom Aussterben bedroht, meint die Rentnerin.

Sie selbst hat das Riddene Platt schon in der Schule gelernt - und liebt ihren Dialekt: "Platt ist Heimat", sagt Hackenbruch. Umso mehr bereitet ihr der immer kleiner werdende Anteil Platt sprechender Kinder Sorgen. "Dabei erleichtert der Dialekt einen späteren Einstieg in eine Fremdsprache", ist sie sich sicher.

In Rieden weiß man die ehrenamtlichen Bemühungen der Rentnerin zu schätzen. Denn gerade viele der Großeltern im Eifeldorf sprechen den Dialekt und haben dagegen ihre Probleme mit Hochdeutsch - so auch die der siebenjährigen Kursteilnehmerin Eva Kowall: "Sobald ich besser Platt rede, kann ich auch bei Oma und Opa mitreden", erzählt sie lachend und widmet sich wieder ihrem Notizblock. Darin hat sie in Schönschrift die Vokabeln notiert, die Hackenbruch den Kindern zwischen 6 und 13 Jahren beigebracht hat.

Dass eine Brombeere in Rieden "Brämele", eine Kartoffel "Krombere" und ein Taschentuch "Sackdoch" heißt, ist für viele der Kursteilnehmer neu. Andere haben die Wörter schon zu Hause aufgeschnappt. "Trotzdem fangen wir ganz von vorn an", erklärt Hackenbruch, die vor ihrem Ruhestand ein eigenes Hotel geführt hat. Mit Sachgegenständen und Tieren geht es los, dann versucht sich der Kurs auch an ganzen Sätzen, sagt die Ehrenamtliche. "In watt für 'ne Schull gehst dau?", fragt sie einen Jungen in der Runde. "Ich john on de Riddene Schull", antwortet der, und Hackenbruch freut sich. Sie weiß, dass sie mit den Kindern auf dem richtigen Weg ist.

Sogar einen Kuchen hat die 68-Jährige gebacken, auf dem Tisch stehen Chips, Fruchtgummi und Limonade. "Mir liegen die Kinder wirklich am Herzen", sagt sie, "und wenn sie dann noch etwas lernen, ist das das Größte für mich." Dass den Kursteilnehmern das Sprechen eines Dialektes auch mal im Wege stehen könnte, glaubt sie nicht: "So etwas ist kein Hindernis, sondern nur ein Gewinn."

Spielerisches Lernen ist ihr Konzept. Beim nächsten Treffen möchte sie mit ihren Schützlingen Pizzen backen - natürlich ist in der Küche dann Riddene Platt die offizielle Amtssprache. Als die 68-Jährige die Kinder nach ihrem Lieblingsbelag fragt, bricht in dem kleinen Raum wieder Tumult aus. Doch ein paar Brocken des Dialektes sind aus dem bunten Wortgemenge schon zu verstehen. Als Hackenbruch nach anderthalb Stunden die Tür hinter dem letzten Kind schließt, bleibt ihre Gewissheit: Es kann gelingen, das Riddene Platt als ein Stuck Eifeler Kultur zu bewahren - zumindest ist noch kein Teilnehmer abgesprungen.

Quelle:
Rhein-Zeitung vom 21.10.2016, Raphael Markert

  

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